Evangelische Michaeliskirche in Ehringshausen
Die älteste Kirche im Kirchspiel (mit auffallend hohen Raumproportionen) ist die Michaelis-Kirche in Ehringshausen. Bei der ersten Erwähnung der Herren von Ehringshausen (im Jahre 1199) werden die Pfarrer von Ehringshausen bereits genannt. Die romanischen Fensterluken in der Nordwand des Kirchenschiffs werden ins 12. Jh. datiert. Das romanische Kreuzgratgewölbe auf Birnstabrippen und dreifachen Eckrunddiensten wird dem 2. Viertel des 13. Jh. zugeschrieben.
Manches spricht dafür, dass Mönche, die als erste Christen nach Hessen gekommen waren, den Entschluss zum Kirchenbau gefasst haben, also noch 250 Jahre früher!
Das Altarfenster und das Fenster rechts neben der Orgel (mit jeweils moderner Glasgestaltung aus dem Jahre 1970) und die drei gemauerten Spitzbögen stammen aus der Zeit der Gotik.
Während der Renovierung von 1967-1970 wurden alte Fundamente gefunden, die darauf hinweisen, dass die Kirche eine Kreuzkirche und damals wesentlich größer als heute war und in Zeiten vor der Reformation als Wallfahrtskirche diente!
Die Säulen in der Kirche sind die ältesten Decken tragenden Säulen in einer hessischen Kirche (1514).
Der ehemalige Haupteingang der Kirche (das jetzige Westportal) trägt die Jahreszahl 1524. In dieser Zeit schloss sich die Pfarrei Ehringshausen dem lutherischen Bekenntnis an. Die Querschiffe wurden abgetragen, die Stichbögen zugemauert und die Kanzel (aus der Zeit der Renaissance) mit Truhe aufgestellt.
Im Jahre 1592 wird die Kirche als schadhaft bezeichnet. Dach und Fenster wurden wieder hergestellt. Landgraf Ludwig IV. von Hessen und Marburg schenkte dazu zwei Stämme Eichenbauholz.
In der zweiten Hälfte des 30jährigen Krieges wurde das Gotteshaus schwer mitgenommen. 1645 zerstörten die kaiserlichen Soldaten Knöpfe und Kanten des Glockenturms und der Fenster, danach suchten 1647 die Schweden die Kirche heim und richteten viel Schaden an.
An der alten Pforte im Altarraum kann man (von innen) noch heute den alten Holzbalken sehen, der zur Blockierung vor die Tür geschoben werden kann.
Mit Hilfe von Kollekten wurde in den Jahren 1665 bis 1666 die Kirche wieder hergestellt und erhielt 1675 zum ersten Mal ein Ziegeldach anstelle des bisherigen Strohdaches. In diese Zeit fällt auch die Anschaffung des barocken Abendmahlskelches sowie der Kauf des barocken Altarkruzifixes.
Auf dem steinernen Altar (mit ausgeräumten Reliquiennischen) von 1696 steht heute das alte barocke Kruzifix - eingelassen in ein Kleeblattstandkreuz.
An der Altarwand befinden sich zwei Epitaphe; rechts das Grabmal für Helwig von Ehringshausen, gestorben 1605 und links für Hartmann von Ehringshausen, gestorben 1619. Unterhalb des Chorraumes existieren in einer nicht mehr begehbaren Krypta Grabstätten einiger Herren von Ehringshausen. Der zuletzt beigesetzte war Otto Reinhard von Ehringshausen, verstorben 1653.
Patronatsherren von Ehringshausen sind seit 1662 die Freiherren Schenck zu Schweinsberg.
Auf der linken Seite im Chorraum erahnt man ein altes Marienbild, das bei der Renovierung (1970) freigelegt wurde.
Rechts davon ist ein Tabernakel in die Wand eingelassen, in dem ein altes Abendmahlsgerät aufbewahrt wird.
An einigen Stellen an der Wand sieht man alte Apostelkreuze, teilweise noch mit Russspuren von Kerzen.
Von 1564 bis zum Jahre 2005 hatte die Kirche drei Glocken!
Zwei der vorhandenen (sehr alten) Glocken haben keine Inschrift!
Nachdem die große Glocke im Jahre 1631 vom Turm gefallen war, wurde im Jahre 1702 eine neue Glocke gegossen. Sie trägt die Inschrift: „In Gottes Namen flos ich Dilman Schmid von Aslar gos mich 1702“. Auf der Glocke befindet sich neben der Inschrift auch das Bildnis von Petrus (mit Schlüssel) und Paulus (mit Schwert). Im Jahre 2005 kam eine vierte Glocke (die Friedensglocke) in den Turm der Michaeliskirche. Sie ist die zweit größte Glocke und trägt die Inschrift: "„Gloria in excelsis deo et in terra pax“.
Die einmanualige Orgel mit ihren 10 Registern wurde im Jahre 1841 von der Firma Bernhard aus Romrod eingebaut.
Die schmiedeeisernen Geländer zum Altarraum stellen Weintrauben und Kornähren dar und wurden 1970 von Karl Wolf aus Rülfenrod hergestellt.
Im Hintergrund leuchtet das moderne Chorfenster, eine Arbeit des Marburger Glasmalers E. Jacobi, das das Gleichnis der 10 Jungfrauen und die Auferstehung Jesu darstellt.
Im Chorraum sind die Wappen derer von Schenck zu Schweinsberg und das Ortswappen von Ehringshausen zu sehen.
Wenn man die Michaelis-Kirche durch den heutigen (modernen) Haupteingang betritt, fällt der Blick sofort auf den neuen im Jahre 2002 eingeweihten dreiflügeligen Michaelis-Altar, von dem Ehringshäuser Künstler Horst Beutlberger.
In der Mitte ist der Erzengel Michael dargestellt, der linke Flügel zeigt die Geburt Jesu und der rechte Flügel die Auferstehung Christi. Im unteren Bereich der drei Altarbilder ist die Silhouette von Ehringshausen und Oberndorf zu sehen.