Evangelische Martin Luther Kirche in Ermenrod
Die Evangelische Pfarrkirche zu Ermenrod liegt direkt an der B 49 und zählt zu den schönen denkmalgeschützten Fachwerkkirchen am Lutherweg 1521.
Der recht hohe und im barocken Stil gebaute Haubendachreiter trägt in seinem Glockenstuhl zwei Glocken. Die kleinere Glocke hat die Inschrift: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden“, sie wurde 1921 gegossen und erklingt im Ton fis.
Die zweite und größere Glocke hat die Inschrift: „Heimatglocke verkünde: Frieden, Freud und ewge Ruh + im Gedenken der Gefallenen und Vermißten“, sie wurde 1954 gegossen und ertönt in dis.
Im Dachgiebel über dem Eingangsportal befindet sich eine Uhr.
Aus der Pfarrchronik und Berichten über Ermenrod geht hervor, dass es im Ort bereits zur Einführung der Reformation eine Kapelle gab und schon im Jahre 1586 das evangelische Abendmahl gefeiert wurde. Auf dem Friedhof in Ermenrod wurden Fundamente gefunden, die darauf schließen lassen, dass dort der frühere Standort einer Kirche oder Kapelle gewesen sein könnte. Weiterhin wird berichtet, dass in den Jahren 1699 bis 1705 mitten im Dorf eine Kirche erbaut wurde.
Für diese alte Kirche von Ermenrod wurden recht wertvolle und schöne Ölgemälde hergestellt, die neben Christus die zwölf Apostel darstellen.
Im Jahre 1708 wurde von dem Schreiner Andreas Wahl aus Lauterbach eine prachtvolle Barockkanzel für 24 Gulden geschnitzt.
Schon nach 30 Jahren musste die baufällige Kirche abgerissen und 1735 neu errichtet werden.
Dabei wurden sowohl die dreizehn wertvollen Ölgemälde, wie auch die prächtige Kanzel aus der alten Kirche übernommen und zur sakralen Ausstattung genutzt.
Doch bereits im Jahre 1776 war auch diese Fachwerk-Kirche wieder so baufällig, dass umfangreiche Maßnahmen ergriffen werden mussten, um sie zu erhalten.
Das bereits im Jahr 1351 erwähnte Ermenrod (damals noch „Irmenrade“ genannt) gehörte seiner Zeit zum Archediakonat St. Stephan zu Mainz und bis 1789 zum Kirchspiel Nieder-Gemünden.
1789 wurde Ermenrod zur eigenständigen Pfarrkirche erhoben.
1903 kam zu Ermenrod noch Zeilbach als Filialort dazu; vom Pfarramt Ermenrod wurde außerdem auch noch Schellnhausen mit versorgt.
Im Jahre 1905 wurde das Fachwerk der Kirche von Schiefer, Putz und Schindeln befreit und umfassend renoviert.
Im Frühjahr 1906 wurden zwei Kirchenfenster gestiftet und in den Fenstern über dem Altar eingebaut. Sie zeigten links Mose mit den Gesetzestafeln und rechts den auferstandenen Christus mit der Weltkugel in der Hand.
Im Jahre 1906 wurde auch der Taufteller angeschafft.
Anfang der 60ziger Jahre musste die Ermenröder Kirche erneut renoviert werden, dabei wurden leider der zweite Stock der Empore abgerissen, ein hölzerner Chorbogen, ein großer, prächtiger Messingleuchter und die beiden bunten Kirchenfenster entfernt. Auch die alte Barockorgel (aus dem Jahre 1887 von dem Orgelbauer Adam Eifert, Stadtilen gebaut) wurde abgerissen und eine moderne Walcker-Orgel angeschafft.
Wer heute die Martin Luther Kirche von Ermenrod betritt, blickt auf den gemauerten und verputzten Altar mit Sandsteinplatte, auf dem das im Jahr 2001 neu angeschaffte Kleeblattkreuz mit einem holzgeschnitzten und z.T. vergoldeten Christus-Corpus aus Süd-Tirol steht.
Aus den Jahren 2001/02 stammen auch die Leuchter, die Paramente und die neo-barocken Brautstühle.
Immer noch beeindruckend ist die in den 60ziger Jahren renovierte, zum Glück erhalten gebliebene Kanzel aus dem Jahr 1708. Neben den geschnitzten Figuren der vier Evangelisten sind Jesus nach seiner Taufe, vier Putten, filigranes Zierwerk und barocke Säulen zu sehen. Unter dem Kanzeldeckel schwebt ein im Jahr 2002 angeschaffter Heiliger Geist (weiße Taube) im vergoldeten Strahlenkranz.
Die Holzbrüstung der Empore ist abwechselnd mit Schriftzügen aus dem Apostolischen Glaubensbekenntnis und den alten Ölgemälden geschmückt.
Auch die Walcker-Orgel auf der Empore über dem Eingangsportal wurde im Jahr 2002 grundsaniert und erhielt ein neues, dem barocken Innenraum der Kirche angepasstes Gehäuse mit zwei musizierenden Engeln. (Register der Orgel: Manual: Prinzipal 4´, Oktave 2`, Terzian 2fach, Scharff 3fach, Gedackt 8`, Rohrflöte 4`, Pedal: Subbass 16` + Coppel).
Dem reformatorischen Programm der Kirche entsprechend wurden 1934 in die Fenster, der von außen verschindelten Westseite, die Köpfe von Calvin und Martin Luther eingesetzt.